Ob durch Autounfälle, ärztliche Fehlbehandlungen oder Körperverletzungen entstanden – die immateriellen Folgen lassen sich nicht so einfach wieder gut machen. Deshalb können die Opfer ein Schmerzensgeld beantragen, was einen Ausgleich darstellen und den Schädiger zur Rechenschaft ziehen soll. Was genau Schmerzensgeld ist, welche Fristen es gibt und wie Sie dieses beantragen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Jetzt Hilfe vom Anwalt erhalten:
Unter Schmerzensgeld wird im Allgemeinen eine finanzielle Entschädigung für immaterielle Schäden verstanden – beispielsweise für körperliche Verletzungen oder psychische Beeinträchtigungen. Dem Schmerzensgeld kommen dabei grundsätzlich zwei Funktionen für den Geschädigten zu: Mittels der Ausgleichs- bzw. Schadensersatzfunktion sollen die entstandenen Schmerzen besser verkraftet und mit Geld aufgewogen werden. Durch die Genugtuungsfunktion soll der Schädiger zur Rechenschaft gezogen werden.
Ein Anspruch auf Schmerzensgeld kann zum Beispiel bestehen, wenn der Geschädigte Opfer eines Autounfalls, einer körperlichen oder sexuellen Misshandlung oder ärztlichen Fehlbehandlung geworden ist. Der Schaden muss also immateriell vorliegen. Wurde z. B. Ihr Auto beschädigt, handelt es sich um einen materiellen Schaden. Dafür können Sie zwar einen Schadensersatz fordern, jedoch kein Schmerzensgeld.
Damit Schmerzensgeld ausgezahlt wird, muss es vom Geschädigten eingefordert werden. Wie das funktioniert und was dabei zu beachten ist, erfahren Sie in den nächsten Kapiteln.
Weitere ausführliche Informationen zum Thema „Schmerzensgeld“, welche sonstigen Schäden ersetzt werden und viele weitere nützliche Informationen, lesen Sie in unserem allgemeinen Beitrag zu Schmerzensgeld.
Sind Sie Opfer eines Schleudertraumas geworden und möchten wissen, wie viel Schmerzensgeld Ihnen zusteht und was bei der Beantragung zu beachten ist? Antworten finden Sie in unserem ausführlichen Beitrag zu Schmerzensgeld bei Schleudertrauma.
Die Höhe des Schmerzensgeldes hängt grundsätzlich immer von den erlittenen Schäden und den daraus resultierenden Folgen für den Betroffenen ab. Bei der Berechnung einer konkreten Schmerzensgeldsumme werden sogenannte Schmerzensgeldtabellen zur Orientierung herangezogen. In diesen sind verschiedene Gerichtsurteile zu Schmerzensgeldern bei bestimmten immateriellen Schäden zusammengefasst. Allerdings sind diese nicht bindend – der individuelle Einzelfall muss in diesem Zusammenhang stets besondere Berücksichtigung finden.
Nachfolgend haben wir Ihnen relevante Urteile zum Schmerzensgeld bei verschiedenen immateriellen Schäden zusammengestellt:
Verletzung |
Schmerzensgeld |
Urteil |
Prellung der linken Schulter nach Motorradunfall |
800 Euro |
LG Detmold, 2016 |
Sehnenriss im Oberarm nach Sportunfall |
1.000 Euro |
LG Schweinfurt, 2010 |
Amputation Endglied linker Zeigefinger nach Hundebiss |
5.000 Euro |
OLG Hamm, 2011 |
Schulterverletzung, zweijährige Beeinträchtigungen, tägliche Einnahme von Schmerzmitteln, regelmäßige Cortison-Spritzen aufgrund Fahrradunfalls |
7.500 Euro |
OLG Karlsruhe, 2012 |
Systematische Persönlichkeitsverletzung vom Arbeitnehmer in 34 Fällen über ein Jahr hinweg aufgrund Mobbings |
17.500 Euro |
ArbG. Eisenach, 2005 |
Auszubildender erleidet Hornhautverletzung und Oberlidrandverletzung am linken Auge aufgrund Treffers mit von Kollegen geworfenen Wuchtgewichts durch Arbeitsunfall |
25.000 Euro |
LG Hessen, 2013 |
Krankenhauspatient infiziert sich aufgrund nicht beachteter Hygienevorschriften mit multiresistenten Staphylokokken |
40.000 Euro |
OLG Hamm, 2013 |
Mehrfache lebensbedrohliche sadistische Gewaltanwendung über 6 Monate |
51.000 Euro |
LG Frankfurt, 1998 |
Unterschenkelfrakturen, Schnittwunden, posttraumatische |
75.000 Euro |
LG Düsseldorf, 2010 |
Verurteilung zu mehrjähriger Freiheitsstrafe aufgrund falschen Gutachtens |
150.000 Euro |
OLG Frankfurt a. M., 2007 |
Grundsätzlich beträgt die Regelverjährung beim Schmerzensgeld drei Jahre ab Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist. Entstand Ihr Anspruch z. B. am 10.07.2018, beginnt die Frist erst am 31.12.2018 und läuft bis Ende 2021.
Eine Ausnahme können die Spätfolgen eines Unfalls oder anderer Übergriffe darstellen. Wenn diese innerhalb von drei Jahren nach Bekanntwerden angezeigt werden und von einem Arzt nachweislich auf die damalige Schädigung zurückgeführt wurden, gibt es weiterhin eine Chance auf Schmerzensgeld. Dies wird allerdings je nach Einzelfall entschieden.
Ihr Schmerzensgeld können Sie entweder mit oder ohne Anwalt beantragen. Auch bei einer außergerichtlichen Einigung kann sich die Hinzuziehung rechtlicher Unterstützung zur Durchsetzung Ihrer Ansprüche lohnen. Sofern Sie keinerlei Schuld tragen, sind Ihre Anwaltskosten eine grundsätzlich anerkannte Schadensposition und müssen somit von der gegnerischen Seite mitgetragen werden. Das heißt, dass Ihnen in der Regel keine Kosten für die anwaltliche Vertretung entstehen.
Wenn Sie Schmerzensgeld mit einem Anwalt beantragen, sieht der außergerichtliche Ablauf im Allgemeinen folgendermaßen aus:
Was die Unterschiede zwischen einem Antrag mit oder ohne Anwalt sind und welche Vor- und Nachteile damit einhergehen, erfahren Sie im Folgenden.
Wollen Sie Schmerzensgeld einfordern, können Sie selbstständig einen Antrag bei der gegnerischen Versicherung einreichen. Ist diese kooperativ, dürften keine Probleme auftreten. In vielen Fällen können sich die Verhandlungen jedoch schwierig gestalten.
Was Sie bei einem Antrag auf Schmerzensgeld ohne Anwalt beachten müssen und welche Inhalte besonders wichtig sind, erfahren Sie jetzt.
Wichtige Dokumente für den Antrag auf Schmerzensgeld
Wenn Sie Schmerzensgeld beantragen möchten, können Sie möglichst detaillierte Beweisdokumente über den Unfall und Ihre daraus resultierende Verletzung sammeln und diese der gegnerischen Versicherung sowie eventuell später dem Gericht vorlegen.
Zu diesen Dokumenten zählen:
Lassen Sie sich stets alle ärztlichen Behandlungen bescheinigen und sammeln Sie auch alle sonstigen Unterlagen, die mit dem Unfall/dem immateriellen Schaden in Verbindung stehen – diese können der Versicherung oder wenn nötig dem Zivilgericht als Nachweise für Ihren Schaden vorgelegt werden. Damit können Sie die Entscheidungsfindung des Gerichts unterstützen und zudem höhere Erfolgschancen auf ein angemessenes Schmerzensgeld haben.
Muster für die Beantragung von Schmerzensgeld
Entscheiden Sie sich dafür, das Schmerzensgeld selbstständig einzufordern, müssen folgende Angaben unbedingt Teil des Antrags sein:
✓ Ihre Anschrift (Geschädigter),
✓ die Anschrift der gegnerischen Versicherung,
✓ der Name des Schädigers,
✓ das Anliegen (Antrag auf Schmerzensgeld vom Schädiger an den Geschädigten),
✓ Mithaftungsquote des Geschädigten,
✓ Einschätzung über ein angemessenes Schmerzensgeld,
✓ Begründungen (die bereits genannten Dokumente und Nachweise).
Auch wenn Sie einen Anwalt beauftragen, müssen die eben genannten Nachweise erbracht werden. In diesem Fall wird Ihr Anwalt Sie aber dabei unterstützen und Ihnen mitteilen, welche Angaben in Ihrem individuellen Fall relevant sind.
Welche Nachweise die Erfolgschance auf ein angemessenes Schmerzensgeld erhöhen und wie hoch das Schmerzensgeld angesetzt werden sollte, kann ein Anwalt ebenfalls exakt ermitteln.
Erfolgschancen
Wurden Sie unverschuldet Opfer eines Unfalls, können Ihre Chancen auf Schmerzensgeld hoch sein. Doch kann es vorkommen, dass die gegnerischen Versicherungen versuchen, Fallstricke in die Verhandlungen einzubauen, um das Schmerzensgeld deutlich niedriger zu halten. Wollen Sie sich rechtlich absichern und ein angemessenes Schmerzensgeld erhalten, können Sie sich deshalb anwaltliche Unterstützung hinzuholen. Welche Vorteile ein Anwalt außerdem für Sie haben kann und wie sich Ihre Erfolgschancen dadurch verändern können, erfahren Sie im Folgenden.
Wenn Sie Schmerzensgeld beantragen möchten, können Sie eine rechtliche Beratung in Anspruch nehmen und können dadurch verschiedene Vorteile gegenüber der eigenständigen Beantragung haben. In den meisten Fällen kann ein Anwalt Ihnen unter anderem diese Vorteile bieten:
✓ Sie können sich voll und ganz auf Ihre Genesung konzentrieren und müssen sich nicht um rechtliche
Angelegenheiten kümmern,
✓ Absicherung vor Fallstricken durch die gegnerische Versicherung,
✓ rechtliche Beratung bezüglich Ihrer Erfolgschancen,
✓ Einschätzung einer angemessenen Forderung von Schmerzensgeld,
✓ in den meisten Fällen ein höheres Schmerzensgeld als bei einer Einforderung ohne Anwalt,
✓ die Kosten für den Anwalt werden bei einem erfolgreich durchgeführten Verfahren von der gegnerischen Partei übernommen.
Erfolgschancen
Selbst wenn Sie die Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung außergerichtlich führen, kann ein Anwalt helfen und Ihre Interessen gegenüber der Versicherung optimal vertreten. Dafür kann es ratsam sein, dass Sie Ihren Anwalt von Anfang an involvieren, damit er die Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung leiten und eine angemessene
Wollen Sie also eine angemessene Summe als Schmerzensgeld erhalten und Fallstricke durch die Versicherung umgehen, können Sie rechtlichen Beistand einholen.
Ein advocado Partner-Anwalt erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung Ihrer Chancen & das mögliche Vorgehen.
Wenn die gegnerische Seite selbst nach einer gesetzten Frist kein oder ein zu geringes Schmerzensgeld zahlen will, können Sie sich von einem Anwalt vertreten lassen, der Schmerzensgeld vor Gericht einklagen kann.
Ausführlichere Informationen dazu, wie Sie Schmerzensgeld vor Gericht einfordern, finden Sie in unserem Beitrag Schmerzensgeld einklagen.
Grundsätzlich sind alle Forderungen auf Schmerzensgeld bürgerliche Rechtsstreitigkeiten (bzw. Zivilangelegenheiten) und werden deshalb vor einem Zivilgericht eingeklagt – also z. B. bei einem Amts- oder Landesgericht.
Grundsätzlich erwartet Sie bei einer Klage auf Schmerzensgeld vor dem Zivilgericht folgender Ablauf:
* Gerichtskostenvorschuss = die gesetzliche Pflicht, bei festgelegten Verfahren die Gerichtskosten bereits mit der Einreichung der Klage zu entrichten. Ggf. (meist bei gewonnenem Prozess) werden die Kosten von der gegnerischen Klagepartei oder dem Gericht selbst nachträglich übernommen (§ 6 Gerichtskostengesetz). Haben Sie eine Rechtsschutzversicherung, übernimmt diese den Gerichtskostenvorschuss.
Wollen Sie Schmerzensgeld geltend machen, können die Kosten unterschiedlich ausfallen – je nachdem ob Sie außergerichtlich oder gerichtlich vorgehen.
Wollen Sie sich eigenständig und ohne rechtliche Hilfe mit der gegnerischen Versicherung einigen und ein Schmerzensgeld festlegen, kommen zwar keine Kosten auf Sie zu – allerdings kann es sein, dass es schwer ist, ein angemessenes Schmerzensgeld zu vereinbaren.
Reagiert die gegnerische Versicherung nicht auf Ihr Anliegen oder möchte Ihnen nur ein geringes Schmerzensgeld auszahlen, kann sich eine Klage mithilfe eines Anwalts lohnen. Damit diese bearbeitet wird, muss wie oben erklärt ein Gerichtskostenvorschuss geleistet werden.
Bei den Anwaltskosten und dem Gerichtskostenvorschuss handelt es sich grundsätzlich um anerkannte Schadenspositionen, die von der gegnerischen Seite mitgetragen werden. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Schuld Ihres Gegners festgestellt wird.
Wenn Sie Schmerzensgeld beantragen, können Sie einige Dinge beachten. Sie können das Schmerzensgeld zwar eigenständig einfordern, es kann aber höher ausfallen, wenn Sie einen Anwalt für Schmerzensgeld beauftragen. Dieser kann Sie außerdem in allen rechtlichen Angelegenheiten beraten und auch Ihre Erfolgschancen vor Gericht einschätzen.
Sie können nach einem Unfall alle Dokumente, die mit diesem in Verbindung stehen, aufbewahren und der gegnerischen Versicherung bzw. dem Gericht vorlegen. Außerdem muss der Antrag auf Schmerzensgeld fristgerecht innerhalb von drei Jahren nach dem Unfall gestellt werden und alle oben genannten wichtigen Daten und Dokumente beinhalten.
Sind Sie beispielsweise Opfer eines Unfalls geworden und haben Beeinträchtigungen aus diesem erlitten, steht Ihnen je nach Ausmaß der Folgen ein Schmerzensgeld zu. Dieses muss allerdings aktiv eingefordert werden. Ein Anwalt erklärt Ihnen gern, wie hoch Ihr Anspruch ausfallen sollte, und hilft Ihnen dabei, Ihr Schmerzensgeld bei der gegnerischen Seite zu beantragen.
► advocado findet für Sie den passenden Anwalt aus einem Netzwerk mit über 550 Partner-Anwälten. Dieser kontaktiert Sie innerhalb von 2 Stunden* für eine kostenlose Ersteinschätzung zu Ihren Handlungsoptionen und Erfolgsaussichten.
Ein advocado Partner-Anwalt erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung Ihrer Chancen & das mögliche Vorgehen.