Steuergestaltung: alle wichtigen Infos für Unternehmer & Privatpersonen
Steuergestaltung: alle wichtigen Infos für Unternehmer & Privatpersonen
Susanne Khammar
Susanne Khammar
Aktualisiert am

... Steuererklärung Steuergestaltung
Inhalt
  1. 1. Was versteht man unter Steuergestaltung?
  2. 2. Was ist der Unterschied zwischen Steuergestaltung & Steuervermeidung?
  3. 3. Wie funktioniert Steuervermeidung/Steueroptimierung?
  4. 4. Steuergestaltung bei Unternehmen & Privatpersonen – wo ist der Unterschied?
  5. 5. Was ist ein Steuergefälle?
  6. 6. Welche Steuergestaltungsmodelle gibt es?
  7. 7. Wo liegen die Grenzen der Steuergestaltung?
  8. 8. FAQ zur Steueroptimierung
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Steuergestaltung: alle wichtigen Infos für Unternehmer & Privatpersonen

Steuergestaltung: alle wichtigen Infos für Unternehmer & Privatpersonen

Zusammenfassung

Steuern gelten oft als lästiges, aber unvermeidbares Übel. Nicht nur Unternehmer, sondern auch Privatpersonen können aber durch die richtige Steuergestaltung die Steuerlast reduzieren und so die steuerliche Belastung optimieren.

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Durch eine legale Steuergestaltung können Unternehmen und Privatpersonen die Steuerbelastung reduzieren.
  • Unternehmen hilft die Wahl einer passenden Rechtsform bei der Steueroptimierung.
  • Arbeitnehmer können mit der jährlichen Steuererklärung Steuern sparen.
  • Wer die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten missbraucht, begeht Steuerhinterziehung.
  • Dazu zählen auch illegale Maßnahmen wie die Gründung von Scheinfirmen im Ausland.
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1. Was versteht man unter Steuergestaltung?

Wer in Deutschland ein Einkommen erzielt, muss laut Abgabenordnung (AO) Steuern zahlen. Dabei richtet sich die Höhe der Steuerlast nach der Höhe des Einkommens.

Es liegt sowohl im Interesse der Steuerpflichtigen als auch im Interesse der Steuerbehörden, dass die Steuerzahlung korrekt festgesetzt wird: Niemand soll mehr Steuern zahlen, als gesetzlich vorgesehen ist – aber auch nicht weniger.

Natürlich möchten gerade die Steuerzahler die anfallende Steuerlast auf legalem Weg so gering wie möglich halten. Die Steueroptimierung für Privatpersonen und auch die Steueroptimierung für Unternehmen werden dabei unter dem Begriff der Steuergestaltung zusammengefasst. Welche Möglichkeiten Sie zur Steuergestaltung haben, bestimmen die Steuergesetze.

2. Was ist der Unterschied zwischen Steuergestaltung & Steuervermeidung?

Steuergestaltung umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, die Steuerlast zu reduzieren – „mehr Netto vom Brutto“ ist dabei der treibende Gedanke. Dazu gehört z. B., bestimmte Ausgaben und größere Investitionen geschickt zu terminieren oder die vom Gesetzgeber gewährten Freibeträge vollumfänglich auszuschöpfen.

Steuergestaltung meint also immer das legale Vorgehen, über das Steuerpflichtige auf die Höhe der erhobenen Steuern zu ihren Gunsten einwirken.

Was bedeutet Steuervermeidung?

Die Steuergestaltung kann auch als Steuervermeidung bezeichnet werden – bei beiden Begriffen geht es um die rechtlich zulässigen Methoden zur Senkung der Steuern.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es nicht zu Konflikten mit den Steuergesetzen kommt und die rechtlichen Grenzen der Steuergesetze nicht überschritten werden – innerhalb dieser Grenzen lassen sich zur Steuervermeidung alle Maßnahmen anwenden, die der Gesetzgeber dafür vorsieht.

3. Wie funktioniert Steuervermeidung/Steueroptimierung?

In der Praxis bedeutsam ist nicht nur die Steuervermeidung bzw. Steueroptimierung für Arbeitnehmer, sondern gerade auch die Steuervermeidung für die unterschiedlichen Wirtschaftsakteure.

Steuervermeidung für Arbeitnehmer

Nicht nur große Unternehmen, sondern auch Arbeitnehmer können im Rahmen der Steuergestaltung Steuern sparen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Steuererklärung.

Eine Steuervermeidung für Arbeitnehmer ist möglich, wenn diese in der Steuerklärung

  • Werbekosten geltend machen – z. B. die Kosten für Arbeitsmittel wie Bürobedarf und Berufsbekleidung.
  • Home-Office steuerlich berücksichtigen – ist das Arbeitszimmer daheim der berufliche Mittelpunkt, ergibt sich die volle Abzugsfähigkeit.
  • am Arbeitsort einen Zweitwohnsitz einrichten – die Kosten dafür lassen sich steuerlich geltend machen.
  • berufliche Fortbildungsangebote wahrnehmen – die Aufwendungen werden steuerlich im Rahmen der Werbekosten berücksichtigt.
  • die Abzugsmöglichkeiten für haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse nach § 35a des Einkommensteuergesetzes (kurz: EStG) nutzen.

Steuervermeidung für Unternehmen

Unternehmen haben deutlich mehr Spielraum, wenn es um die Steuergestaltung und die Möglichkeiten geht, die sich aus unterschiedlichen Steuervermeidungsmodellen ergeben. Dazu zählt beispielsweise die Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland.

Dreh- und Angelpunkt für die steuerliche Bewertung eines Unternehmens ist daneben auch die Wahl der Rechtsform. Hier können sich oft große Unterschiede ergeben – je nachdem für welche Firmierung sich die Stakeholder entscheiden.

Welche Möglichkeiten Unternehmen hier haben und wo die Grenzen von legaler Steuervermeidung liegen, kann ein Steuerberater oder Anwalt für Steuerrecht im Rahmen einer Steuergestaltungsberatung beurteilen. Zudem kann er dabei unterstützen, die damit verbundenen Maßnahmen rechtssicher umzusetzen. Jetzt Optimierungsmöglichkeiten prüfen lassen.

4. Steuergestaltung bei Unternehmen & Privatpersonen – wo ist der Unterschied?

Der größte Unterschied bei der Steuergestaltung von Unternehmen und Privatpersonen ist vor allem die Anzahl der Möglichkeiten. Während Privatpersonen in ihrer Steuerplanung relativ beschränkt sind, profitieren Unternehmen beispielsweise von der Option, die Verlustrechnung in die Steuerbilanz mit einzubeziehen.

Umsatzstarke Geschäftsjahre, die eine hohe Steuerlast nach sich ziehen, können so steuerlich wesentlich günstiger gestaltet werden.

Ebenfalls haben nur Unternehmen die Option, den Firmensitz ins Ausland zu verlagern. Zwar können auch Privatpersonen aus steuerlichen Überlegungen ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern – allerdings gilt in den meisten Ländern, die sich als steuerlich günstiger erweisen würden, eine Mindestdauer für den Aufenthalt des Steuerpflichtigen. Ein reiner „Briefkastenwohnsitz“ fällt dabei also weg.

Praxisbeispiel

Die Mittelmeerinsel Zypern hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, wenn es um die Vermeidung von Steuern geht. Für Privatpersonen reichen regelmäßige Urlaube dafür aber nicht aus: Die aktuelle Gesetzgebung auf Zypern verlangt, dass ein Wohnsitz nur dann anzunehmen ist, wenn sich eine Person mindestens 183 Tage im Jahr auf Zypern aufhält.

5. Was ist ein Steuergefälle?

Jedes Land hat nationale Steuergesetze – das führt zum Teil zu großen Unterschieden zwischen den einzelnen Staaten. Internationale Unternehmen können das dadurch entstehende Steuergefälle zu ihrem Vorteil ausnutzen, indem sie wirtschaftliche Aktivitäten in Länder auslagern, in denen die Steuerquote deutlich unter dem Durchschnitt anderer Länder liegt.

 

Ein Land mit niedriger Steuerquote ist für Unternehmen verlockend – das hat in der Vergangenheit schon häufig zu Abwanderungen von großen Konzernen ins Ausland geführt. Allerdings fällt die Gründung von Scheinfirmen unter den Tatbestand der Steuerhinterziehung: Entscheidend ist, dass eine steuerliche Konstruktion nicht nur auf dem Papier Bestand hat, sondern tatsächlich wirtschaftlich aktiv ist.

 

Was ist eine grenzüberschreitende Steuergestaltung?

Unternehmen, die sich nicht nur in Deutschland wirtschaftlich betätigen, sondern vielmehr als sogenannte Global Player weltweit agieren, treffen in der Regel auf ganz unterschiedliche nationale Regelungen rund um die Besteuerung ihrer Einkünfte.

Internationale Unternehmen können dann die bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen – also die Vereinbarungen, die eine doppelte Besteuerung in beiden Ländern ausschließen – legal und zu ihrem Vorteil ausnutzen, indem sie die jeweils für sie günstige Steuerregelung in Anspruch nehmen.

Eine grenzüberschreitende Steuergestaltung ist laut § 138d der AO möglich, wenn bei der Anwendung

  • mindestens 2 Staaten – davon mindestens 1 EU-Mitgliedstaat – beteiligt sind und sich
  • ein zu erwartender steuerlicher Vorteil ergibt.

Praktisch geht es bei der grenzüberschreitenden Steuergestaltung darum, eine überhöhte Steuerbelastung für das Unternehmen zu vermeiden. Um hier aber einer potenziellen Steuerhinterziehung den Riegel vorzuschieben, trifft die Unternehmen bezüglich der Steuergestaltung eine Anzeigepflicht gegenüber den Finanzbehörden.

Meldepflichtig sind insbesondere Steuerberater, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer oder Finanzdienstleister und in Ausnahmefällen auch das Unternehmen selbst.

6. Welche Steuergestaltungsmodelle gibt es?

Besonders im unternehmerischen Kontext haben sich Steuergestaltungsmodelle bewährt. Besonders beliebt ist das Holding-Modell, bei dem eine Kapitalgesellschaft als „Muttergesellschaft“ einen Großteil der Anteile einer untergeordneten Tochtergesellschaft hält.

Durch diese Konstruktion ergibt sich ein Steuersparpotenzial bei der Gewinnerzielung aufgrund der unterschiedlichen Steuersätze, die zur Anwendung kommen.

Daneben bietet sich zur Steueroptimierung bei Immobilien das sogenannte Umfinanzierungskarussell an, bei dem eine bereits bezahlte vermietete Immobilie genutzt wird, um frisches Kapital zu erzeugen.

7. Wo liegen die Grenzen der Steuergestaltung?

Rund um die Steuergestaltung und Steueroptimierung sind die Grenzen zur strafbaren Steuerhinterziehung oft nur schwer zu erkennen. Auch dort, wo legale Wege maximal ausgereizt werden, kann nach § 42 AO ein sogenannter Gestaltungsmissbrauch vorliegen. Dies wird in der Regel dann angenommen, wenn die Steuergestaltung von der Finanzverwaltung oder vom zuständigen Finanzgericht als unangemessen eingestuft wird.

 

Für einen Gestaltungsmissbrauch nach § 42 AO ist u. a. entscheidend, dass der Steuerpflichtige eine Steuergestaltung wählt, die sich dadurch auszeichnet, dass sie nicht der im Steuergesetz typischen Gestaltung entspricht.

 

Deswegen kann es ohne Wissen des Beschuldigten zur Steuerhinterziehung kommen. Das liegt auch an der Komplexität der Steuergesetze. Privatpersonen oder Unternehmen, die nach Möglichkeiten zur legalen Steueroptimierung suchen, können sich daher fachkundig beraten lassen, welche Möglichkeiten ihnen für die legale Steuergestaltung zur Verfügung stehen.

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8. FAQ zur Steueroptimierung

Unter Steuervermeidung versteht man alle rechtlich zulässigen Maßnahmen, die die Steuerlast für Privatpersonen oder Unternehmen reduzieren. Dabei sieht der Gesetzgeber selbst in verschiedenen gesetzlichen Regelungen Möglichkeiten zur Steuergestaltung vor.

Durch geschickte Standortwahl und die Verlagerung von Wertschöpfungsaktivitäten in Niedrigsteuerländer lassen sich Steuervorteile ausnutzen, die sich aus der wirtschaftlichen Tätigkeit von Unternehmen in mehreren Ländern ergeben.

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Susanne Khammar
Über die Autorin
Susanne Khammar
Als Teil der juristischen Redaktion bei advocado steht Susanne Khammar stetig im Austausch mit Anwälten und anderen Juristen, um Ihnen bei schwierigen Rechtsfragen oder -problemen die besten Lösungsansätze aufzuzeigen.