Das gesetzliche Widerrufsrecht gilt nur für Privatpersonen und bestimmte Vertragsarten. Ein fristgerechter Widerruf führt zur Rückabwicklung: Der Verbraucher erhält sein Geld zurück. Der Unternehmer hat unter Umständen Anspruch auf eine Entschädigung, wenn ihm ein Wertverlust entstanden ist.
Grundsätzlich gilt: Ein einmal geschlossener Vertrag ist für beide Seiten verbindlich.
Nur unter bestimmten Umständen räumt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ein Widerrufsrecht bei Verträgen ein.
Um einen Vertrag widerrufen zu können, müssen 3 Voraussetzungen erfüllt sein:
Gemäß BGB können Verbraucher die folgenden Arten von Verträgen widerrufen:
Ein advocado Partner-Anwalt erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung das mögliche Vorgehen.
Ein Widerrufsrecht bei Verträgen gilt laut BGB nur, wenn der Abschluss per Fernabsatz- oder Haustürgeschäft stattgefunden hat bzw. eine Form der Finanzierung beinhaltet.
Ein Widerruf ist in der Regel nicht bei in Verkaufs- oder Geschäftsräumen abgeschlossenen Verträgen möglich.
So lässt sich beispielsweise ein Fitnessstudio-Vertrag widerrufen, wenn er telefonisch oder online abgeschlossen wurde – nicht aber, wenn der Abschluss im Fitnessstudio stattfand.
Bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen schließt das BGB den Widerruf des Vertrags unabhängig vom Ort des Vertragsschlusses aus.
Dies gilt beispielsweise für
Die gesetzliche Widerrufsfrist laut BGB beträgt in der Regel 14 Tage. Eine Ausnahme gilt für Renten- und Lebensversicherungen: Hier haben Verbraucher 30 Tage Zeit, um den Vertrag zu widerrufen.
Die Frist beginnt frühestens zu laufen, wenn dem Verbraucher eine gültige Widerrufsbelehrung vorliegt – keinesfalls vorher: Reicht der Unternehmer die Widerrufsbelehrung nach, beginnt die Frist auch erst ab diesem Zeitpunkt.
Stellt der Unternehmer keine Widerrufsbelehrung zu oder entspricht sie nicht den gesetzlichen Anforderungen, verlängert sich der Zeitraum, in dem Verbraucher den Vertrag widerrufen können – und zwar um bis zu ein Jahr auf maximal 12 Monate und 14 Tage.
Ist eine Widerrufsbelehrung fehlerhaft, haben Verbraucher bei bestimmten Verträgen sogar ein ewiges Widerrufsrecht und können diese unbefristet zu äußerst lukrativen Konditionen rückabwickeln.
Der sogenannte Widerrufsjoker gilt für
Gemäß der neuesten EU-Rechtsprechung (EuGH C-66/19) ist eine Widerrufserklärung auch fehlerhaft, wenn sie den sogenannten Kaskadenverweis enthält. Damit widerspricht der EuGH dem Bundesgerichtshof. Ob sich die Meinung des EuGH oder die des BGH durchsetzt, zeigt sich erst durch künftige Gerichtsurteile.
Bei Fernabsatzgeschäften – also z. B. beim Onlineshopping – beginnt die Frist erst mit der Zustellung der Ware.
Ist mehr als eine Lieferung notwendig, entscheidet die Art der Ware über den Fristbeginn:
Für einen ordnungsgemäßen Widerruf reicht es aus, wenn der Verbraucher das Unternehmen fristgerecht darüber informiert, dass er den Vertrag widerruft.
Es ist nicht notwendig, dass er die Ware innerhalb der Frist absendet oder sie bereits beim Verkäufer eingeht.
Wochenenden und Feiertage fließen in die Berechnung der Widerrufsfrist ein. Sie kann aber nicht an Samstagen, Sonntagen oder Feiertagen enden und verschiebt sich in diesem Fall auf den folgenden Werktag (Montag bis Freitag).
Ist die Widerrufsfrist bereits abgelaufen? Verbraucher können bis zu 24 Monate von einem Kaufvertrag zurücktreten, wenn der Verkäufer die Leistung nicht oder nicht wie vertraglich vereinbart erbringt und den Fehler nicht in einer angemessenen Zeit behebt.
Grundsätzlich ist nach deutschem Recht ein einmal geschlossener Vertrag für beide Seiten verbindlich. Durch das Widerrufsrecht für Verträge schützt der Gesetzgeber den Verbraucher.
Das Recht, einen Vertrag widerrufen zu können, bringt Vorteile: So haben Verbraucher Gelegenheit, online bestellte Produkte in Ruhe zuhause zu testen und spontane Vertragsabschlüsse in der Fußgängerzone oder an der Haustür noch einmal in Ruhe zu überdenken.
Die Folgen eines erfolgreichen Widerrufs: Der Vertrag ist niemals wirksam zustande gekommen und wird rückabgewickelt.
Die Vertragsparteien müssen dazu alle erbrachten Leistungen zurückgeben, um finanziell und rechtlich möglichst den Zustand wiederherzustellen, der vor Vertragsabschluss herrschte.
Um den Vertrag nach dem erfolgreichen Widerruf rückabzuwickeln, haben beide Parteien gesetzlich vorgeschriebene Rechte und Pflichten.
Der Verbraucher muss
Der Unternehmer muss
Verbraucher haben das Recht, Waren auszupacken und in kleinerem Umfang zu nutzen, um die Eigenschaften eines Produkts und seine ordnungsgemäße Funktion zu überprüfen.
Geht die Nutzung über das dafür notwendige Maß hinaus, haben Unternehmer unter Umständen Anspruch auf einen sogenannten Wertersatz – auch Nutzungsentschädigung genannt.
Dabei handelt es sich um eine finanzielle Entschädigung für den Wertverlust einer Ware, der durch den Gebrauch entstanden ist. Wie hoch die Entschädigung ausfällt, hängt individuell vom Kaufpreis und dem Schadensausmaß ab.
Ein Wertersatz ist rechtens, wenn
Damit ein Unternehmer Wertersatz für Waren oder Dienstleistungen fordern kann, muss er den Verbraucher vorab ordnungsgemäß über sein Widerrufsrecht vom Vertrag informiert haben.
Der Unternehmer verweigert Ihren Widerruf oder fordert einen Wertersatz?
Ein advocado Partner-Anwalt erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung Ihre Handlungsoptionen. Jetzt Ersteinschätzung erhalten.
Wer von seinem gesetzlichen Widerrufsrecht für Verträge Gebrauch macht, muss keinen Grund angeben. Ein bloßes Zurücksenden der Ware reicht allerdings nicht aus.
Verbraucher müssen den Unternehmer nachweislich darüber informieren, dass sie den Vertrag widerrufen.
In vielen Fällen stellt der Unternehmer Verbrauchern dafür ein Widerrufsformular zur Verfügung.
Auch mit unserem kostenlosen Musterschreiben können Sie den Unternehmer wirksam darüber informieren, dass Sie den Vertrag widerrufen:
Der Verbraucher muss nachweisen, dass er die Frist zum Widerruf eingehalten hat – egal ob er eine Vorlage oder ein mitgeliefertes Widerrufsformular nutzt.
Für einen rechtssicheren Nachweis können Sie
Wahrscheinlich wird der Unternehmer anstandslos akzeptieren, dass ein Verbraucher einen Vertrag ordnungsgemäß widerruft.
Diskussionen können darüber entstehen, ob sich die Zeit für den Widerruf des Vertrags verlängert, weil die Widerrufsbelehrung den Verbraucher falsch oder zu spät erreicht hat.
In anderen Fällen ist strittig, ob dem Unternehmer eine Entschädigung wegen Wertverlust zusteht oder nicht.
Ist keine Einigung möglich, kann es sinnvoll sein, sich professionelle anwaltliche Unterstützung zu nehmen.
Ein erfahrener Anwalt kann Ihren individuellen Fall rechtssicher bewerten. Schon ein offizielles Anwaltsschreiben kann ausreichen, um den Widerruf bei Ihrem Vertragspartner durchzusetzen.
advocado findet für Sie den passenden Anwalt mit Schwerpunkt Widerrufsrecht aus einem Netzwerk mit über 550 Partner-Anwälten. Dieser kontaktiert Sie innerhalb von 2 Stunden* für eine kostenlose Ersteinschätzung zu Ihren Handlungsoptionen und Erfolgsaussichten.
Sie erfahren,
Ist ein juristisches Vorgehen für Sie sinnvoll und aussichtsreich, erhalten Sie ein Festpreisangebot. Darin listet der Anwalt transparent alle Kosten auf, die Ihnen entstehen können. Auf dieser Basis treffen Sie Ihre Entscheidung über die Zusammenarbeit.
Der Verlierer zahlt: Setzen Sie Ihr Widerrufsrecht für den Vertrag mithilfe eines Rechtsanwalts außergerichtlich oder in einem Gerichtsprozess durch, muss die Gegenseite Ihnen alle entstandenen Kosten ersetzen.
Viele Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten für juristische Anliegen im Vertragsrecht. Gerne kann ein advocado Partner-Anwalt kostenlos eine Deckungszusage bei Ihrem Anbieter für Sie einholen.
Ein advocado Partner-Anwalt erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung das mögliche Vorgehen.
Nach einem Journalismus-Studium und fünf Jahren in der Unternehmenskommunikation eines Technologiekonzerns schreibt Dustin Pawlitzek als Teil der juristischen Redaktion von advocado zu den Gebieten Arbeits- und Zivilrecht. Ziel ist, komplexe juristische Themen verständlich aufzubereiten, damit Leser passende Lösungen erhalten.