Eine Unterlassungserklärung ist die Aufforderung zur Unterlassung einer Rechtsverletzung. Wer z. B. durch Beleidigung, Filesharing oder Kopie einer Marke die Rechte Dritter verletzt, riskiert eine Abmahnung mit Unterlassungserklärung. Die gilt lebenslang und bedeutet Strafzahlungen bei Verstoß. Das Schreiben kann aber fehlerhaft sein. Es kann sich also lohnen, die Erklärung genau zu prüfen.
Ganz einfach mit advocado:
Die Unterlassungserklärung ist ein Schreiben, das die Unterlassung einer Rechtsverletzung fordert. Sie wird mit einer Abmahnung verschickt, wenn man die Rechte einer anderen Person verletzt hat.
Die Unterlassungserklärung gilt lebenslang. Wer sie unterschreibt, verpflichtet sich:
Bei folgenden Rechtsverstößen besteht ein Unterlassungsanspruch, die Forderung einer Unterlassungserklärung wäre gerechtfertigt.
Es gibt verschiedene Unterlassungserklärungen. Sie unterscheiden sich darin, zu wessen Vorteil sie verfasst sind:
Vorformulierte Unterlassungserklärung
Diese Art der Unterlassungserklärung ist einem Abmahnungsschreiben direkt beigefügt. Sie vertritt vor allem die Interessen des Abmahnenden und fordern womöglich mehr Schadensersatz oder höhere Vertragsstrafen, als die Rechtsverletzer eigentlich zahlen müssten.
Strafbewehrte Unterlassungserklärung
„Strafbewehrt“ meint, dass bei einer erneuten Rechtsverletzung eine Strafe zu zahlen ist – die sogenannte Vertragsstrafe. Die strafbewehrte Unterlassungserklärung ist die häufigste Form. Sie soll erneute Rechtsverletzungen verhindern.
Modifizierte Unterlassungserklärung
Abgemahnte müssen nicht die vorformulierte Unterlassungserklärung unterschreiben und sich damit auf überzogene Forderungen einlassen. Sie können immer eine modifizierte Unterlassungserklärung abgeben.
Die modifizierte Unterlassungserklärung verpflichtet zwar auch zur Unterlassung, die Forderung sind aber im Sinne des Abgemahnten angepasst. Die Schadensersatzsumme bzw. die Vertragsstrafe ist geringer.
Vorbeugende Unterlassungserklärung
Diese Art der Unterlassungserklärung wird vom Rechtsverletzer ohne Aufforderung an den Geschädigten geschickt. Mitunter weiß dieser gar nicht, dass seine Rechte verletzt wurden.
Der Schädiger will so einer Abmahnung zuvorkommen und die damit verbundenen Kosten sparen, insbesondere wenn viele Abmahnungen drohen. Die vorbeugende Unterlassungserklärung muss so formuliert sein, dass sie den Ansprüchen des Geschädigten gerecht wird.
Jeder darf bei der Verletzung seiner Rechte eine Unterlassungserklärung an den Rechtsverletzer schicken.
Die Unterlassungserklärung dürfen z. B. schicken:
Nicht auf die Unterlassungserklärung zu reagieren, gilt als Ablehnung der außergerichtlichen Einigung. Der Geschädigte darf dann wegen der Rechtsverletzung Klage einreichen.
Haben Sie eine Unterlassungserklärung erhalten, können Sie Folgendes tun:
Unterschreiben Sie die Unterlassungserklärung nicht überstürzt. Das Schreiben kann falsch sein. Es kann sich lohnen zu prüfen, ob die Forderung berechtigt ist.
Folgendes können Sie prüfen:
Sammeln Sie Beweise dafür, dass Sie für den Verstoß nicht verantwortlich sind. So können Sie die Abmahnung mit Unterlassungserklärung zurückzuweisen.
Sind die Vorwürfe nicht berechtigt, können Sie Widerspruch einlegen. Können Sie Ihre Unschuld beweisen, wird die Forderung der Unterlassungserklärung im Idealfall fallen gelassen.
Hält der Abmahnende trotz Widerspruch und Beweisen an der Unterlassungserklärung fest, können Sie Klage einreichen. Um den Tatvorwurf vor Gericht entkräften zu können, ist eine gute Begründung wichtig.
Ist der Tatvorwurf berechtigt, müssen Sie eine Unterlassungserklärung abgeben. Sie können diese aber zu Ihrem Vorteil anpassen.
Sie können die geforderte Schadensersatzsumme und die Vertragsstrafe nach unten verhandeln.
Hier ist Verhandlungsgeschick gefragt, da der Geschädigte nicht verpflichtet ist, Ihren Vorschlag anzunehmen.
Ein Anwalt kann Ihnen dabei helfen. Ein Anwalt für Zivilprozessrecht kann das Schreiben prüfen und Ihnen sagen, welche Chancen Sie gegen die Forderungen haben. Um die Forderungen zurückzuweisen, müssen Sie einwandfrei beweisen, dass Sie keine Schuld haben. Der Anwalt kann die Unterlassungserklärung für Sie zurückweisen oder anpassen.
Müssen Sie eine Unterlassungserklärung abgeben, gilt: Achtung bei vorgefertigten Schreiben und Muster-Vorlagen aus dem Internet. Diese sind womöglich zum Vorteil des Rechteinhabers verfasst – und nicht auf Ihren individuellen Fall angepasst. Mit einer modifizierten Unterlassungserklärung können Sie die Unterlassungserklärung zu Ihrem Vorteil anpassen und hohe Vertragsstrafen ausschließen. Ein erfahrener Anwalt kann die Formulierung der Erklärung für Sie rechtssicher übernehmen.
Eine advocado Partner-Anwältin erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung das mögliche Vorgehen
Nicht jede Unterlassungserklärung ist korrekt und berechtigt. Es kann sich lohnen, vor der Unterschrift Folgendes zu prüfen:
Der Abmahnende muss selbst Inhaber der verletzten Rechte sein oder dessen gesetzlicher Vertreter. Eine Privatperson darf z. B. niemanden wegen der Verwendung eines urheberrechtlich geschützten Bildes abmahnen und eine Unterlassungserklärung fordern, wenn sie nicht selbst die Rechte an dem Bild besitzt.
Hat die abgemahnte Person die vorgeworfene Tat nicht begangen, ist eine Unterlassungserklärung ungerechtfertigt. Wird eine Person des Filesharings bezichtigt, ist die Unterlassungserklärung also nur gerechtfertigt, wenn sie tatsächlich illegal Dateien hoch- oder heruntergeladen hat.
Der Abmahnende muss einen Unterlassungsanspruch haben. Nicht jede verletzende Aussage bedeutet automatisch einen Unterlassungsanspruch wegen Beleidigung. Ob im Einzelfall ein Anspruch besteht, kann ein Anwalt beurteilen.
Ein Anspruch auf eine Unterlassungserklärung verjährt nach drei Jahren. Die Frist beginnt dabei zum Ende des Jahres,
Beispiel: Sie wurden 2021 per E-Mail beleidigt und haben erst 2023 erfahren, wer dafür verantwortlich ist. Dann ist eine Unterlassungserklärung noch bis Ende 2026 möglich.
Fehlerhafte Pflichtangaben können der Unterlassungserklärung ihre Gültigkeit nehmen.
Die Unterlassungserklärung muss diese Formalia erfüllen:
Die Erklärung muss die vorgeworfene Rechtsverletzung explizit benennen. Bei mehreren Rechtsverletzungen müssen diese einzeln aufgelistet sein. Für jedes rechtsverletzende Verhalten ist die Unterlassung einzeln zu fordern.
Die zu zahlende Vertragsstrafe sollte so hoch angesetzt sein, dass sie vor weiteren Verstößen abschreckt.
Die Summe muss aber in einem angemessenen Verhältnis zum Rechtsverstoß stehen und darf nicht übertrieben hoch ausfallen.
Wird von Ihnen eine Unterlassungserklärung mit enormen Vertragsstrafen verlangt, kann ein Anwalt die Erklärung prüfen und die Summe womöglich reduzieren.
Der Abmahnende kann selbst entscheiden, wie viel Zeit er zur Reaktion auf die Unterlassungserklärung lässt. Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebene Frist. Entscheidend sind die Schwere der Rechtsverletzung und die Dringlichkeit der Sache.
Trotzdem muss die Frist angemessen sein – mindestens so lange, dass Abgemahnte einen Anwalt zur Unterstützung kontaktieren können. Eine Frist von wenigen Tagen ist also nicht erlaubt. Die Unterlassungserklärung gilt dann weiterhin, nur die Frist kann mithilfe eines anwaltlichen Schreibens verlängert werden.
Abmahnungen und Unterlassungserklärungen sind nicht immer gerechtfertigt.
Eine Unterlassungserklärung ist berechtigt, wenn:
Ist die Erklärung erst einmal unterschrieben, haben Sie die Forderungen der Gegenseite akzeptiert. Es kann sich deshalb lohnen, nach Erhalt des Schreibens direkt zu reagieren und einen Anwalt zu kontaktieren. Schließlich läuft die Frist zur Unterzeichnung und Zahlung.
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Mit der Unterschrift wird die Unterlassungserklärung zu einem lebenslang gültigen Vertrag.
Die Unterschrift kommt einem Schuldeingeständnis gleich. Eine voreilige Unterschrift macht es sehr schwer, die Vorwürfe später noch überprüfen zu lassen oder die Unterlassungserklärung im Nachhinein anzupassen.
Die unterschriebene Unterlassungserklärung verpflichtet zu:
Vorgefertigte Unterlassungserklärungen können höhere Schadensersatzsummen und Vertragsstrafen sowie umfassendere Schuldgeständnisse fordern, als überhaupt nötig wären.
Um dem zu entgehen, kann es sinnvoll sein, das Schreiben von einem Anwalt prüfen zu lassen. Er kennt die Rechtslage, weiß, was dem Geschädigten tatsächlich zusteht, und bewahrt Sie vor überzogenen Forderungen.
Eine unterschriebene Unterlassungserklärung ist lebenslang gültig. Aber: Hat sich die Rechtslage geändert, sodass die Forderung unberechtigt ist, können Betroffene die Unterlassungserklärung kündigen.
Eine advocado Partner-Anwältin erläutert Ihnen in einer kostenlosen Ersteinschätzung das mögliche Vorgehen.
Mit einer Unterlassungserklärung erreichen Sie, dass jemand, der Ihre Rechte verletzt, lebenslang dazu verpflichtet wird, diese Rechtsverletzung zu unterlassen.
Plus: Sie können Schadensersatz für die begangene Rechtsverletzung und eine Strafzahlung für zukünftige Verstöße fordern.
Das hängt vom Rechtsverstoß und der geforderten Schadensersatzsumme bzw. Vertragsstrafe ab. Die Kosten sind also immer unterschiedlich.
Im Urheberrecht sind z. B. Strafzahlungen von 4.000 bis 5.100 € üblich. Bei Streitigkeiten im Gewerberecht sind höhere Beträge möglich.
Ist die Abmahnung mit Unterlassungserklärung berechtigt, muss am Ende der Abgemahnte die Kosten für die Erklärung zahlen. Wer einen z. B. einen Anwalt beauftragt, um sein Recht auf Unterlassung durchzusetzen, bekommt bei Erfolg die Anwalts- und weitere Abmahnkosten zurück.
Jeder, dessen Rechte verletzt wurden:
Komplexe Rechtsthemen für Rechtsuchende verständlich aufzubereiten, braucht sprachliches Feingefühl. Als Teil der juristischen Redaktion von advocado gelingt es Julia Pillokat dank Germanistikstudium und ihrer Arbeit als Lektorin, für jedes Anliegen klare Lösungen zu formulieren, die dem Leser weiterhelfen.